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 Wasserkühlung

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BeitragThema: Wasserkühlung   Wasserkühlung EmptyFr 12 Apr 2019, 08:30

Guten Morgen,
einer der Mitglieder kann mir sicherlich erklären, wie das mit der Wasserkühlung ohne eine Wasserpumpe funktioniert?
Wäre es empfehlenswert einen zusätzlichen Lüfter vor den Kühler einzubauen, auch wenn dass die Originalität erheblich schmälert? Habt Ihr Erfahrungen mit der Hitzebeständigkeit des ILO-Motors ?

LG, Tobias
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BeitragThema: Re: Wasserkühlung   Wasserkühlung EmptyFr 12 Apr 2019, 12:08

Hallo Tobias,

da bin ich nun schon wieder...

Motor:
Die Ilo-Motoren sind eigentlich sehr gut und wenig anfällig.
Aufwändiger als beim Heinkel ist das Öffnen des Kurbelgehäuses, da beim Ilo die Hälften vertikal geteilt sind.
Man muss diese also auseinanderziehen - falls das mal notwenig sein sollte. Solange der Motor noch vernünftig läuft, würde ich das aber unterlassen. An die kompletten Kolben kommst Du bei Bedarf durch das Abnehmen des Zylinders, von oben durch Abnehmen des Zylinderkopfes (Zylinderkopfdichtung!).
Im Gegensatz dazu ist beim Heinkel-Motor das Gehäuse horizontal getrennt und es kann die untere Schale problemlos abgenommen werden. Der Zylinder ist bei Heinkel leider nicht abnehmbar, was durch diese Konstruktion auch nicht zwingend notwendig ist. Ich hätte es mir aber manchmal gewünscht, um nicht gleich den ganzen Motor ausbauen zu müssen.

Nasenkolben bekommt man noch neu in unterschiedlicher Qualität und Durchmessern. Solltest Du da mal etwas benötigen, dann versuche rechtzeitig an alte Lagerbestände mit Übermaß zu kommen. Die sind qualitativ besser, als die nachgemachten aus dem Ausland (Legierung).
Dazu müsstest Du allerdings den Zustand Deines Motors kennen und den Durchmesser der bisherigen Kolben, um das nächste passende Übermaß zu bestellen.
Übermaß:
Altes Maß +0,5 mm bei normalem Verschleiß

Kurbelwellenspiel prüfen.
Klackert der Motor bei langsamen Lauf?
Dann könnte die Kurbelwelle ausgeschlagen sein.
Das ist nicht weiter kritisch, solange der Motor einwandfrei läuft.
Das Spiel kann man einfach, ohne groß zu zerlegen, überprüfen.
Dazu musst Du die Zündkerzen herausdrehen (keine Kompression!).
Zwei lange Schraubendreher in beide Kerzenlöcher stecken, die auf den Kolben stehen müssen. Sie müssen ein Stück länger sein, als der Hubraum.
So wird überprüft, ob sich die Kolben beim Hin- und Herdrehen der Kurbelwelle bewegen - dürfen sie nicht, während dieses Versuchs. Es geht ja um das Spiel, also das Gesamtmaß des leeren Raumes zwischen Kurbelwelle und Kolben.
Wenn du die Dynastart-Anlage hast, den Deckel abnehmen und ohne Batterie (magnetische Hemmung) händisch leicht hin- und herschwingen (schnell, kurz, locker und gefühlvoll), in schnellem Wechsel in beide Richtungen.
Wie weit lässt sich die Kurbelwelle leicht bewegen, ohne dass die Kolben mitkommen?
Spürst Du in beiden Richtungen einen Anschlag, ohne dass sich die Kolben bewegen?
Hörst Du dann dieses Klackern?
Wenn sich die Kurbelwelle kurz in beide Richtungen bewegen lässt, ohne dass die Kolben (Schraubendreher) reagieren, dann hast Du das Gesamtspiel. Man fühlt das auch mit einiger Übung nach einigen Versuchen.
Sollte bei diesem Test etwas ratschen oder hakeln, dann ist da i. d. R. schon etwas Größeres im Busche. Unbedingt überprüfen!

Solltest Du bereits getrennte Lichtmaschine/Anlasser haben, so braucht die Batterie nicht abgeklemmt zu werden.
Dann musst Du das Riemenrad an der Lichtmaschine hin- und herschwingen. Hoffentlich ist der Keilriemen gut gespannt. Am besten wird jedoch der Alu-Deckel, an dem der Anlasser angeschraubt ist, entfernt. Dann kann man direkt die Kurbelwelle hin und her bewegen und man fühlt besser.
Sollte sich jedoch ein auffällig großes Spiel ergeben, so kann eine Überholung der Kurbelwelle bald fällig werden. Das geht ins Geld!
Noch mehr geht es jedoch ins Geld, wenn Du den Termin versäumst. Denn dann verabschiedet sich irgendwann ein Lager während der Fahrt.
Nichts kommt besser, als wenn sich ein Lager während des Betriebs seiner Kugeln entledigt.
Dann ist die Freude wirklich groß.
Also rechtzeitig mal überprüfen.

Du musst noch wissen, dass (mindestens) drei Varianten von Ilo-Motoren in die "Boliden" eingebaut wurden.
Es gibt die erste Version mit Nasenkolben und Lichtanlasser (12/12,5 PS) - Dreigang (Dein Original bein 1938er).
Die zweite Version mit gleichen Nasenkolben, aber getrennter Lichtmaschine und Anlasser (12,5 PS) - Dreigang.
Die dritte Version mit Flachkolben und getrennter Lichtmaschine und Anlasser (14 PS) - Viergang.
(Heinkel mit Flachkolben, Lichtmaschine/Anlasser getrennt (15 PS) - Viergang)

Zündanlage/Anlasser/Lichtmaschine:
Wenn bei Dir noch der originale Ilo-Nasenkolbenmotor mit 12/12,5 PS eingebaut ist, dann hast Du eine kombinierte Lichtmaschine/Anlasser. Man sagt dazu auch landläufig Lichtanlasser oder Dyna, bzw. Dynastart.
Das ist eigentlich eine geniale Sache, denn es gibt keine zusätzlichen beweglichen Teile, wie z. B. bei einem normalen Anlasser.
Dort wird ja das Antriebszahnrad beim Anlassvorgang in einen Zahnkranz geschoben und danach wieder freigegeben (Verschleiß).
Das entfällt bei der Dynastart-Anlage.
Allerdings ist das eine Wissenschaft für sich, in die ich mich auch erst noch einarbeiten muss, da ich bei meinem Borgward FW200 von 1938 das gleiche Aggregat, allerdings für nur einen Zylinder, eingebaut habe und noch wieder zum Funktionieren bringen will.

Solange das Teil einwandfrei arbeitet, würde ich an Deiner Stelle dort gar nichts machen, mir nur mir ein paar schriftliche Unterlagen über die Funktionen besorgen. Hin und wieder findet man mal interessante Literatur in der elektronischen Bucht.
Solltest Du dringende Hilfe benötigen, weil etwas nicht richtig funktioniert, so ist der Tempochristian sicherlich der kompetente Ansprechpartner.

Achtung! Bei Angeboten auf Links-/Rechtslauf achten! Mein Borgward hat zwar die gleiche Dynastart-Anlage wie Tempo - läuft aber anders herum. Deshalb kann die nicht in den Tempo eingebaut werden, obwohl sie eigentlich augenscheinlich passen würde.

Vergaser:
Problematisch kann der Kolben-Vergaser (Graetzin/Bing K20T) sein, der genau zwischen den heißen Krümmerstutzen zum Auspuff liegt (Hitzeentwicklung).
Es ist auch wichtig, dass Du immer frischen Schlauch eingebaut hast, der noch nicht aufgequollen ist. Der Sprit sorgt schon mal dafür, dass nach langer Benutzung sich der Querschnitt verringert. Auch die Länge sollte nicht übertrieben sein. Es kann dann leichter zu Blasenbildung kommen. Die Länge sollte gerade so sein, dass bei nach links eingeschlagenem Vorderrad, also gestrecktem Schlauch keine Knicke entstehen oder der Schlauch abrutscht.
Ich bin immer mit einem Zusatz-Filter gefahren. Solltest Du das auch machen, so achte gleich darauf, dass der Filter sich nicht bei rechts eingeschlagenem Vorderrad an der vorderen Traverse einklemmt.

Tank/Benzinhahn

Der Tank sollte von innen sauber sein, nicht angerostet. Wenn Du Dreck im Tank hast oder dieser innen angerostet ist, so wirst Du immer wieder mal Probleme mit der Spritversorgung haben. Wenn der Motor anfängt zu stottern, dann geht die heiße Problemsuche los. Meistens passiert das dann, wenn man es am wenigsten gebrauchen kann. Außerdem ist dann das ganze Geraffel am Motor heiß.
Eine Innenbeschichtung empfiehlt sich deshalb m. E.
Den Benzinhahn kenne ich nur von Everbest. Der sollte möglichst noch das Sieb im Wasserabscheider/Wassersack haben. Der sollte auch hin und wieder mal gereinigt werden.
Die Kork-Dichtung ist hin und wieder im Internet angeboten. Zur Qualität kann ich nichts sagen, da ich hier bisher noch alte Lagerbestände hatte.
Die Befestigungsmutter hat zwei gegenläufige Gewinde. Dadurch kann der Hahn in die richtige Richtung ausgerichtet werden.
Oft sind schon nicht originale Ersatzhähne eingebaut, die wegen des langen Betätigungshebels irgenwie angepasst werden mussten.
Damit das Loch in der Spritzwand getroffen wird, sollte nicht irgendein Ersatzhahn besorgt werden. Der muss schon die richtigen Maße haben.
Der Hahn ist vollständig und gut erhalten eine Rarität! Pass auf diesen gut auf.

Thermosyphonkühlung:
Eine Thermosyphonkühlung benötigt keine Wasserpumpe!
Es ist wichtig, dass der Kühler in der richtigen Höhe zum Zylinder angebracht und richtig dimensioniert ist.
Das ist bei Tempo aber gegeben.
Der Wasserkreislauf entsteht automatisch durch das im Zylinder erhitzte Wasser, das im Kühler wieder abgekühlt wird.
Heißes Wasser (leicht) hat eine geringere Dichte als kaltes Wasser (schwer).
Deshalb steigt heißes Wasser (leicht) nach oben, kaltes Wasser sinkt nach unten (schwer).
D. h., bezogen auf unsere Tempo-Kühlung, dass das gekühlte Wasser durch den dünneren unteren Schlauch in die Wasserkanäle des Zylinders fließt.
Es wird durch den in den Wasserkanälen des Zylinders entstehenden Unterdruck in diese Kanäle gesogen.
Der Unterdruck entsteht dadurch, dass in den Wasserkanälen des Zylinders erhitztes Wasser nach oben in den Zylinderkopf steigt, dann durch den dicken Schlauch wieder in den Kühler strömt.
Dieses erhitzte Wasser läuft also von oben zurück in den Kühler, wo es wieder abgekühlt wird, um dann abermals wieder von unten durch den dünneren Schlauch in die Zylinderkanäle zu fließen.
Der Kreislauf ist also geschlossen.
Diese ganze Prozedur nennt sich "Syphon", deshalb "Thermosyphon-Kühlung".
Die hält sich also selbst im Kreislauf.

In Niedersachsen gibt es (außer im Harz) kaum Straßen, wo dieses Kühlsystem Probleme bereiten könnte, solange der Kühler einwandfrei funktioniert.

Die Funktion des Kühlsystems kann dadurch eingeschränkt werden, dass sich Dreck im Inneren angesammelt hat.
Der Dreck kann aber auch in den Wasserkanälen der Zylinderwände sein, z. B. Kalkablagerungen oder Rost. Dieser Dreck sollte möglichst gering gehalten werden. Kühlwasser sollte einen Zusatz bekommen, der Kalk- und Rostbildung verhindert.
Ablassen des Kühlwassers im Winter würde ich unterlassen, da dann die Rost- und Kalkbildung (Kesselstein) gefördert wird.
Der dünne Wasserfilm, der nach dem Ablassen an den Wänden haften bleibt, fördert außerdem die Korrosion in den Wasserkanälen, da dann Sauerstoff an diese Stellen kommt und der Rostschutz im Restwasser unwirksam wird.
Außerdem verdunstet das Restwasser mit der Zeit. Die Kesselsteinbildner im Wasser sorgen dann für diese Ablagerungen. Dieser "Kesselstein" löst sich dann auch nicht wieder so leicht.
Das machen leider sehr viele Oldtimer-Besitzer unwissentlich falsch!
Lieber vor der kalten Jahreszeit frisches, sauberes Wasser (möglichst kalkfrei) mit gutem Zusatz (Frostschutz, Kalk- und Rostschutz) nachfüllen!
Verwende immer sauberes Kühlwasser! Normalerweise sollte ein Sieb am Einlass sein.

Manchmal wurde auch der Kühler laienhaft repariert, d. h. er wurde gelötet und das Zinn ist nach innen geflossen und hat die Leitungen verstopft. Dann ist die Kühlleistung natürlich eingeschränkt.
Wenn innen also alles sauber und unbeschädigt ist, dann hast Du auch keine Kühlprobleme.
Für den normalen Betrieb benötigst Du keinen Zusatzventilator.
Du solltest auch bedenken, dass das ein zusätzlicher Stromfresser bei einer für heutige Begriffe recht schmalbrüstigen Lichtmaschine wäre.

Eine weitere Fehlerquelle wäre die Verwendung des kleinen Kühlers für den 200er Motor. Dieser passt zwar einwandfrei auch in die "Boliden", aber die Kühlleistung ist natürlich wesentlich geringer. Umgekehrt wäre natürlich ein großer Kühler des 400ers im 200er durchaus denkbar.

Getriebe/Kupplung:

Das Viergang-Getriebe wurde offiziell erst ab dem Baujahr 1950 eingebaut, aber es kann ja sein, dass bei Dir die gesamte Antriebseinheit getauscht wurde.
An sämtliche Nasenkolben-Motoren gehören m. E. die Dreigang-Getriebe.
Die Antriebskette im Kupplungsgehäuse gab es als Duplex- und Triplex-Kette. Deshalb aufpassen bei Ersatzbeschaffung!
Die Kupplung läuft im Ölbad. Ich habe immer "normales" Motoröl verwendet. Das hat 30 Jahre einwandfrei funktioniert.
Sollten die Hobby-Kollegen bessere Ideen haben, dann her damit.
Es könnte sein, dass bei Dir noch die Kork-Kupplung eingebaut ist, mit dieser habe ich keine Erfahrungen. Da ist der Tempochristian mit seinen vielen Vorkriegs-Tempos sicherlich der bessere Ansprechpartner.
Die späteren Tempos hatten ein Material, das in etwa dem von Bremsbelägen (mit Asbest) entspricht. Mir fällt jetzt der Name des Materials nicht ein.

So, das soll es erst einmal sein. Frag zu gegebener Zeit!
Wir helfen gern.

Tempos (nicht "Tempo") gehören auf die Straße!
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