Hallo Leute,
dieses Thema wurde schon oft aufgegriffen und sicherlich ist es niemals ganz aus der Welt zu schaffen. Wer sich neu mit den Tempo-Wagen auseinandersetzt, wird über kurz oder lang auf dieses Problem stoßen und allzu oft auch darüber stolpern.
Es geht um die nicht mehr lieferbaren Wellendichtringe mit Außenlippe für die Abdichtung der Achsnabe zur Bremse.
Diese Dinger sind weder mit guten Worten, noch mit Geld zu beschaffen - sie sind ausgestorben.
Trotzdem muss die Bremse gegen das Nabenfett abgedichtet werden.
Aber - warum muss es denn unbedingt ein "moderner" Simmerring sein?
Bevor diese Dinger erfunden wurden, mussten die Wellen auch abgedichtet werden.
Auch zu Auto-Oldtimerzeiten hat man das mit Filz oder Leder gemacht - bevor es Simmerringe gab.
Lösungsmöglichkeit dieses Problems könnte der Selbstbau sein. Deshalb die folgende kleine Anregung.
Ihr benötigt dazu:
Möglichst eine Drehbank oder jemanden, der Euch Scheiben aus Stahl exakt drehen kann.
Variante A: Dünnen Filz oder dünnes Leder (kein Kunstleder!!!).
Variante B: Filzband (Meterware) für Abdichtzwecke
Update - Vorschlag von @J Pou: Variante C: Kunststoff oder Gummischeiben anstatt Filz oder Leder.
Filzband war früher einmal (in den 80ern) sehr rar und kaum zu bekommen. Ich weiß nicht, wie die heutige Situation ist.
Oben sehen wir das Grundproblem. Standardmäßige Simmerringe dichten gegen die Welle ab. Sie haben eine innenliegende Dichtlippe.
Die Nabenabdichtung bei Tempo erfolgt nach außen. Der Dichtring muss also eine außenliegende Dichtlippe haben.
Deshalb heißt dieser Dichtring auch
A42x63x10. A steht für Außenlippe.
So etwas gibt es heute nirgends zu kaufen, deshalb muss man im Bedarfsfall selbst zur Tat schreiten.
Als Erstes benötigen wir zwei Stahlscheiben. Da wir nicht erwarten können, dass es die fertig im Handel zu kaufen gibt, müssen wir die selbst anfertigen. Wer glücklich ist und eine Drehbank sein Eigen nennt, macht das selbst. Wer keine hat, muss einen Dreher beauftragen.
Vor allem das Innenmaß von 42 mm muss exakt auf die Achse abgestimmt werden.
Es muss stramm passen, damit die Scheiben nicht durchrutschen, wenn sich die Bremstrommel dreht.
Der Außendurchmesser ist nicht 63 mm, sondern nur 60 mm, da das Filz bzw. das Leder übersteht.
Bei der
Variante A - Verwendung von Filz-bzw. Lederscheiben sollten diese Scheiben größer als 63 mm sein, da sie ja abdichten sollen.
Damit nicht zu viel Reibung entsteht, sollten die Scheiben einen Durchmesser von 64 mm, max. 65 mm haben. Evtl. ist ein Test notwendig, damit die Reibung nicht zu stark wird.
Es werden mehrere Filz bzw. Lederscheiben zentriert zwischen die beiden Stahlscheiben gelegt. Dann kommen mindestens 4 Bohrungen in die Stahlscheiben, um das Ganze mit Senknieten befestigen zu können. Dazu müssen die Löcher natürlich angesenkt werden.
Das Leder/der Filz muss vor dem Einbau mit Öl getränkt werden. Bei Verwendung von Leder empfiehlt es sich, das Leder längere Zeit in Öl liegen zu lassen.
Bei der
Variante B kommt eine zusätzliche kleinere zentrale Stahlscheibe hinzu. Die Stärke der zentralen Scheibe richtet sich nach der Stärke der äußeren Stahlscheiben und insgesamt nach der Stärke des verwendeten Filzbandes.
Wichtig ist, dass das Sollmaß von 10 mm Gesamtstärke eingehalten wird.
Filzband wird in Abhängigkeit von der Drehrichtung gewickelt. Es muss mit der Hauptdrehrichtung gewickelt werden, nicht dagegen!
Andernfalls kann es sonst sein, dass sich das Band irgendwann sperrt und wieder abwickelt.
Auch Filzband muss unbedingt in Öl getränkt werden, bevor es eingebaut wird.
Senknieten müssen auch in diesem Fall für die Stabilität sorgen.
Viel Erfolg!