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Thema: Anlasser, L206DG Fr 01 Aug 2014, 22:56
An einem Kundenfahrzeug L206DG, Baujahr 03.75, rattert der Anlasser. Manchmal dreht er überhaupt nicht mehr durch.
Batterie ist o.K. Mit der Prüflampe gemessen kommt Strom bei Klemme 50 an, mit dem Voltmeter kommen aber nur 5,8 Volt durch! Die Kontakte im Vorglühanlaßschalter sind offensichtlich korrodiert.
Der Vorglühanlaßschaler kostet bei DB 178,--; der Zug dazu nochmals 52,80,--. Für den Einbau der Teile vergeht bestimmt ein halber Tag.
Als kundenoriendierte Lösung habe ich einen Starttasterschalter ins linke Armaturenbrett gesetzt und direkt (gesichert, über klemme 15) mit dem Anlasser verbunden. Beim Vorglühen stehen akzeptable 11,4 Volt an, beim Starten habe ich nun an Klemme 50 die volle Batteriespannung. Der Anlasser "schnurrt" jetzt durch.
Der Kunde ist mit meiner Lösung zufrieden.
Richtige Oldtimer-Freaks mögen mich vielleicht verurteilen, doch muss ich auch meinen Kundenwünschen (kann man da nicht etwas machen) nachkommen.
Habe ich bei diesem Fall richtig gehandelt oder vielleicht "Murks" gebaut?
hlauss
jcolberg Ingenieur
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Thema: Re: Anlasser, L206DG Sa 02 Aug 2014, 21:05
Aus Oldtimer-Sicht sicher Murks. Aber wenn der Kunde sein Wägelchen nicht als Oldi schätzt und mit so einer kundenorientierten Lösung zufrieden ist, was soll's. Er ist der König, ist seine Karre. Unverbastelter Originalzustand wird leider immer seltener.
hlauss Lehrling
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Thema: Re: Anlasser, L206DG Sa 02 Aug 2014, 21:34
Hallo Jens,
Danke für deine Einschätzung.
Möchte noch hinzufügen, dass der Vater seine Tochter mit diesem Wohnmobil wöchentlich 180 km zum Studieren auf einen Campingplatz schickt, um sich eine Wohnung zu sparen.
Auch Bayern können Schwaben sein!
In diesem Sinne
hlauss
Harald Geselle
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Thema: Re: Anlasser, L206DG Sa 09 Aug 2014, 23:27
Hallo hlaus,
aus technischer Sicht halte ich deine Lösung für unbedenklich. Original wäre zweifelsohne schöner, aber der Zweck heiligt die Mittel. Es ist immer noch besser, ein Fahrzeug nicht original am Laufen zu halten als ein originales wegen zu hoher Reparaturkosten zu verschrotten. Wenn dann noch der neu installierte Schalter so befestigt wird, dass kein Loch in den Instrumententräger gebohrt wird, also später ggf. zurückgerüstet werden kann, ist das von Vorteil. Dies wird aber deinen Kunden nicht interessieren, sondern hier war eine kostengünstige und funktionsfähige Lösung gefragt.
Worauf du die Studentin, die Fahrerin des Wohnmobils noch hinweisen kannst, ist ein Detail zur Bedienung beim Starten:
Wenn der Glühanlassschalter nach dem Vorglühen vollends in die Startstellung durchgezogen wird, dann wird nicht nur der Stromkreis zum Anlasser geschlossen, sondern gleichzeitig wird über den Drahtzug die Regelstange in der Einspritzpumpe auf Startmenge gestellt. Dadurch wird während des Startvorgangs mehr Kraftstoff eingespritzt, was das Anspringen des kalten Motors erleichtert.
Fazit: Zumindest an kalten Tagen oder wenn der Motor nur unwillig anspringt sollte nach dem Vorglühen der Zugknopf bis zum Anschlag gezogen und dann erst der von dir installierte Starterknopf gedrückt werden.
Viele Grüße Harald
hlauss Lehrling
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Thema: Re: Anlasser, L206DG So 10 Aug 2014, 20:21
Hallo Harald,
Danke für deinen Tipp!
Habe hierbei nicht so weit gedacht. Werde ihr den Startvorgang für die kommende Saison erklären.
In diesem Forum gibt es nur Fachmänner!! Klasse!!
Servus Helmut
Harald Geselle
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Thema: Hineis zur Funktion der Vorglühanlage Di 12 Aug 2014, 00:12
Hallo Helmut,
mir ist, neben dem Aspekt der Startmenge, noch ein zweiter Grund eingefallen, den Glühanlassschalter während der Anlasserbetätigung auf Anschlag zu ziehen: "Siebzehn bedient neunzehn" hat (m)ein alter Meister Hubertus erklärt. Hinter dem Merksatz "17 bedient 19" steckt die Aussage, dass während des Vorglühens der Strom von Klemme 19 über den Glühüberwacher zu den (in Reihe geschalteten) Glühkerzen (und Widerständen) fließt. Während des Startvorgangs fällt die Spannung ab. Um dabei weiterhin gut vorglühen zu können, fließt nun der Strom über Klemme 17 n a c h dem Glühüberwacher zu den Glühkerzen. Durch umgehen des Glühüberwachers (Widerstand) liegt an den Glühkerzen eine entsprechend höhere Spannung an.
Danke auch für deine anerkennenden und wertschätzende Worte an das Forum hier. Was dich als Fachmann auszeichnet, finde ich, ist dass du dort fragst, wo du dir eine hilfreiche Antwort versprichst. Das ist intelligenter und kostengünstiger, als stundenlang selbst rumzuprobieren. Als Kunde wünschte ich mir eine Werkstatt wie deine. Jugend forscht war gestern. Heute gibt es Foren :-)